4. Fachtagung Kinderschutz in Duisburg am 27. April 2022

Mit drastischen Bildern von misshandelten Kindern hat der Duisburger Verein Riskid bei seiner vierten Fachtagung einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig die Arbeit der Ärzte und Polizisten ist, die sich ehrenamtlich für mehr Prävention engagieren.

Über 200 Fachleute hatten sich für die Tagung angemeldet, um sich zu vernetzen und um den Kinderschutz auf ein neues Niveau zu heben. Das war dramatisch und berührend, denn die Fallbeispiele zeigten Grausamkeiten wie Verbrennungswunden auf einem Kinderpo, die durch einen Fön verursacht wurden.

Der Verein Riskid hat den Gerd-Unterberg-Preis verliehen. Wie mit neuen Ideen der Schutz für Kinder vor Missbrauch verbessert werden soll.

Neue Preisträgerin verbindet „Prävention mit Lebensfreude“

Es gab aber auch viel Gelächter: Denn Gisela Braun ist die neue Preisträgerin des Gerd-Unterberg-Preises, der in diesem Rahmen verliehen wurde und mit 1000 Euro dotiert ist.

Ihr Motto ist „Prävention mit Lebensfreude“. Das klingt im Kontext von Kindesmissbrauch zunächst grotesk, die Referentin für Prävention sexualisierter Gewalt überzeugt allerdings mühelos. Gisela Braun braucht für ihre raumgreifende Art die ganze Bühne, ganz Theaterpädagogin nimmt sie alle Gäste für sich ein und gemahnt zur Selbstfürsorge: Wer mit so harten Themen arbeite, der müsse sich selbst pflegen, „das innere Kind braucht Schokolade!“

Wenn man als Fachkraft platt sei, könne man den Kindern nicht helfen. Prävention sei mehr als ein Projekt, es sei eine Haltung. Es überrascht nicht, dass die Buchautorin und Fachreferentin dem Verein als geeignete Kandidatin erschien.

Mit Alexander Dierselhuis als neuem Duisburger Polizeipräsidenten hat der Verein künftig einen weiteren Unterstützer an seiner Seite. Er erklärte, dass er schon über seinen Vater, der als Kreis-Jugendamtsleiter in Neuss tätig war, mit dem Thema Missbrauch intensiv in Berührung kam, dass er in der Bosbach-Kommission mit dem verstorbenen Riskid-Gründer Heinz Sprenger zusammenarbeitete und angesichts der vielen Fälle von Kinderpornografie die Polizeibehörde in Oberhausen neu aufstellen musste. Dass die Zahlen in die Höhe gegangen sind, nennt er ein gutes Zeichen: „Wir holen die Täter aus dem Dunkelfeld.“

Bundesweit könnte Riskid über 40.000 Kindern helfen

Wie berichtet, ist es aufgrund der Riskid-Initiative seit kurzem möglich, dass sich Ärzte in Verdachtsfällen interkollegial austauschen können, um zum Beispiel eine Verschleierung mehrfacher Gewalt durch „Ärzte-Hopping“ zu vermeiden. Bisher gab es die Riskid-Datenbank als Pilotprojekt, die nun landesweit rechtssicher von allen genutzt werden kann.

Vorsichtig hochgerechnet, glaubt Kownatzki, dass deutschlandweit über 40.000 Kinder von Riskid profitieren würden, allein in Duisburg seien über 400 Kinder durch Missbrauch gefährdet.

Deshalb will er sich auch nicht auf dem aktuellen Erfolg ausruhen. Auch in den anderen Bundesländern soll sich ein datenbankgestütztes System etablieren. Erweiterungspotenzial sieht der Duisburger Kinderarzt auch bei der Beteiligung nicht-medizinischer Berufe. Da passte es gut, dass auch Erzieherinnen im Publikum mit in die Diskussion einstiegen.

NRW hat das stärkste und modernste Kinderschutzgesetz

Christina Schulze-Föcking, die in der Kinderschutz-Kommission des Landtags ist, lobte, dass es in Duisburg „so viele gibt, die sagen, wir schauen hin, obwohl es belastend ist“. Durchschnittlich müsse sich ein Kind sieben bis acht Mal an einen Erwachsenen wenden, bis es gehört werde.

Mit Blick auf die bundesweit bekanntgewordenen Missbrauchsfälle etwa in Münster und Lügde betonte sie: „Solche Wohnwagen und Lauben können überall in Deutschland stehen, das hat nichts mit NRW zu tun“. Gut sei es dennoch, dass NRW nun das stärkste und modernste Kinderschutzgesetz hat.

 

Link zum Pressebericht der WAZ:

https://www.waz.de/staedte/duisburg/so-kaempft-riskid-weiter-gegen-den-missbrauch-von-kindern-id235189831.html